aerodesign Modelldatenbank

Sturmtänzer II

Entwicklung Sturmtänzer 2


Bild 1: Ein neues Spielzeug für windige Tage...

Der Name ist Programm: Der "Sturmtänzer 1" ist ein 1m Speedbrett. Das Modell bin ich bis Windstärke 10-11 geflogen. Ab etwa 4-5 konnte man das Modell einsetzen, aber das Handling ist tricky. Inzwischen fehlt mir einfach die Übung für diese finkigen NFs, weil ich nicht mehr so oft zum Sturmfliegen komme.

Was sollte das neue Modell können? Einfach zu fliegen (also auch mit wenig Flugpraxis), extreme Wendigkeit, variabel von Schwach- bis Starkwind einsetzbar. Das ist in dieser Größe (um 1m) realistisch nur mit einem Leitwerkler und Wölbklappen zu erreichen. Ein Nurflügel scheidet daher von vornherein aus, weil der Einsatzbereich immer kleiner als bei einem vergleichbaren Leitwerkler ist.

Deswegen werden die Querruder mit zwei Servos angesteuert, damit sie zugleich den Dienst als Wölbklappe übernehmen können. Mitten unter dem Flügel ist eine Bleikammer plaziert, die für rund 600g Blei Platz bietet. Damit haben wir alle Anforderungen für ein Modell mit möglichst großem Einsatzbereich erfüllt...

 

Flugerprobung

Das Fliegen mit der Kiste macht einfach Spaß! Warum? Es ist tatsächlich gelungen, ein Modell zu designen, was vernünftig von 2-3 bis 10Bft im Hangflug zu bewegen ist. Bei 10Bft ist aber zu sagen, daß das Modell wegen der Rippenflügel echt an der Grenze ist. Mit Styroflügeln wird sich der Windbereich auf etwa 3-11 Bft ändern, der höheren Masse und Massenträgheit wegen. Die Ballastkammer mit bis zu 600g reicht aus, Spaß kommt auf! Einziges Manko: Die Spannweite ist doch etwas gering, 1,30 bis 1,50 dürften es ruhig sein.


Bild 2:
Noch Fragen zur Wendigkeit???

Zusammengefaßt kann man also sagen:

Wendigkeit: Hölle!
Speed: Klasse!
Rollen: Endlos!
Fazit: Spaß ohne Ende!

Tschuldigung, das mag jetzt etwas unreflektiert wirken, aber die Kiste ist wirklich gut. Wer mal eine Germania im Einsatz gesehen hat, weiß Bescheid.

Im Vergleich zu einem Standard-HLG: Thermikanzeige NULL, Einsatz bei Hangflug mit viel Wind, vorzugsweise an der Küste.

An böigen Tagen läßt man dieses Modell zu Hause!!! Da tut es die alte F3B Karre vom Dachboden! Ich hatte es bis dato noch nicht erlebt, daß ein Modell innerhalb von 1-2s seine Höhe um 70-100m (!!!) ändert, rauf wie runter, im Luv vom Hang wohlgemerkt! Das ist mir passiert, als ich an einem Bigday in Süddeutschland an einem kleinen Hang draußen war: Stark böige 5-9Bft mit heftigen Wirbeln (Rotoren). Mit dem F3B Hobel war das dank der größeren Masse noch halbwegs fliegbar, mit dem Kleinen dagegen katastrophal. Irgendwie habe ich noch heil (!) landen können, mir den Schweiß von der Stirn gewischt und geschworen, sowas nie, nie wieder zu tun.

 

Aerodynamik und Auslegung

Das MH30 ist für den Schnellflug prädestiniert. Aber es gibt darüber noch mehr zu sagen: Ein HQ taugt hier nicht, weil wir einen zu großen Einsatzbereich haben: Im Langsamflug ist die Rezahl zu niedrig, das Modell ist einfach zu klein und leicht dafür!
Es kommen also nur Profile in Frage, die mit ihrer Grenzschicht sanft umgehen, speziell auch auf der Profilunterseite. Ein RG15 scheidet aus diesem Grund ebenfalls aus. Ich sage nicht, daß es nicht funktionieren würde, sondern nur, daß es nicht die optimale Wahl wäre. Wir würden unsinnigerweise Leistung im Langsamflug verschenken, ohne demgegenüber merkliche Gewinne im Schnellflug zu erzielen.
Ein SD7003 wäre auch eine mögliche Wahl, es ist für diese Rezahlen absolut geeignet.


Bild 3: Die Landefläche ist mit 2,5m nicht gerade lang, ersatzweise aber zuverlässig hart. Flugzeugträgerfeeling macht sich breit. Die Leewirbel hinter der Kante sind heftig und das Wasser tief...

Das MH30 arbeitet mit Wölbklappen ganz gut, kein Grund für Beanstandungen: Im Flugtrimm braucht das Höhenruder nicht bewegt zu werden, wenn sich die Klappenstellung ändert und das ist es ja, was im Endeffekt die Klappentauglichkeit der Auslegung beweist.

Ein Brettprofil am VLW ist ein Tribut an die Faulheit des Erbauers: Ein Profil wie NACA0006 wäre hier zwar möglich, hätte aber leichte Nachteile im Langsamflug. Im Schnellflug ergäben sich leichte Vorteile bei so einer Auslegung. Deswegen habe ich die faule Variante gewählt.

Die EWD war zunächst mit 1,5° üblicher F3B Standard. Damit waren die Rollen etwas eierig, der Langsamflug dafür aber sehr gut. Auf 0,5 bis 0,0° würde ich die bei einem Nachbau zurücknehmen, dann rollt die Kiste wie an der Schnur bis hinter den Horizont. Damit stellt sich ein vollkommen neutrales Flugverhalten ein, wie es sein soll. Im Langsamflug wird das Modell dann etwas kniffliger, aber nichts, was wirklich stören würde.

 

Bauweise

Dieser Prototyp ist in offener Rippenbauweise mit D-Box gebaut. Alles 2er Balsa, mittelhart. Holmgurt 2x10er Kiefer. Die Querruder sind massiv aus leichtem Balsa. Dann das ganze mit weißer Folie bespannt. Scheißidee! Im Winter und an diesigen Herbsttagen ist das kaum zu erkennen! Also besser gelb/schwarz oder sowas. Einlauflippen an den Querrudern nicht vergessen, wir wollen schnell fliegen!

Der Rumpf ist aus hartem 2er Balsa, teilweise aufgedoppelt, mit Dreiecksleisten in den Ecken und lokaler 0,8mm Sperrholzverstärkung beim "Bombenschacht". Das ganze mit 2 Lagen 40er Glas beschichtet. Scheißidee! Beides! Der Rumpf ist im Winter derart spröde, daß Landungen auf Betonbefestigungen nachhaltigen Sekundenklebereinsatz erfordern. Schonmal im Winter mit Sekundenkleber gearbeitet? Genau. Eher friert die Hölle zu. Das VLW aus 3er Balsa hat genauso wie der Rumpf nach ein paar Landungen derart viele Mikrorisse, daß einem übel wird. Besser nicht hingucken oder irgendwie versuchen einen GFK Fertigrumpf in der passenden Größe auftreiben!
Alternative: 4er Balsa (hell, 45g/Brett) mit Kevlar beschichtet, das würde gut funktionieren.

 

RC Equipment


Bild 4: Wir fliegen tief und ohne Angst...
Das Problem bei diesem Hang (Hafenmole): davor UND dahinter ist Wasser! Wen es nach Lee verschlägt, geht baden, wer in Luv absäuft, geht ebenfalls baden! Gelandet wird oben auf dieser Betonfläche.

Testweise habe ich mal ein Seitenruder eingebaut, kann man vergessen: Mehr als ein leichtes Schieben kommt nicht raus, Messerflug/Rolen klappt nur minimal besser. Das Modell ist zu klein und kompakt, als daß sich das irgendwie auswirken würde. Also in aller Ruhe weglassen.

Das negative Wendemoment des Modells ist im Langsamflug etwas gewöhnungsbedürftig, deswegen der Vesuch mit dem SR. Es konnte selbst mit SR nicht reduziert werden. Also bleibt nur kräftig differenzieren, 50% im Langsamflug, für den Schnellflug 0%, sollte klar sein. Snapflap bringt außer der Beunruhigung des Flugbildes absolut nichts, das Modell dreht nicht enger deswegen.

Landestellung ist einfach: beide Querruder etwa 40-50° nach oben, mit Split am QR. Damit kann man Helilandungen bei Fuß praktizieren. Das Modell ist lammfromm dabei. Die Funktion würde ich definitv NICHT auf einem Zweistufenschalter laufen lassen, das Modell reagiert höllisch schnell, ein Baflug nach Lee ist dann im Zweifelsfall fällig. Also auf den Bremsklappenknüppel legen, damit man die ganz sanft reinfahren kann.

 

Fazit

Richtig spaßig, das Teil! Nachbau absolut empfehlenswert, wenn man einen kleinen Hang um die Ecke hat. Auch am Bungee (12er Gummi) im Horizontalschuss ist das Modell recht unterhaltsam. Der »Sturmtänzer II« beschleunigt leider viel schneller, als sich das beste Gummi zusammenziehen kann. Beeindruckender Beweis für einen sauniedrigen Widerstandsbeiwert! Mit einem 6er Gummi sind die Höhen besser, aber die Beschleunigung nach der Freigabe ist nicht so endgeil wie am dicken Gummi.