Warum dreht der Torquemax so
langsam und so kräftig
Diese Frage habe ich mir auch
gestellt und nach Antworten gesucht. Nach dem ersten Artikel
von Ludwig Retzbach
in EM war mir noch unklar, was es mit dem Drehfeld
und den Magneten an sich hat. Warum ist die zweite Wicklung mit Gegenphase gewickelt
worden? Nach dem zweiten Artikel war mir schon einiges mehr klar.
Erst jedoch der Bau und das Erlebnis des starken Propellerwindes
bei laufendem LRK350-20-15
brachte mich endlich dazu, der Frage auf den Grund zu gehen.
Ansteuerung
eines 3-Phasen Motors
Zuerst wollen wir aus der grauen
Vorzeit das Schulwissen ausgraben. Wie ist es mit dem 3-Phasen
Motor? Um es besser zu sehen schauen wir uns die Spannungen der
drei Phasen eines Motors an. Ob es ein "Brushless"
oder Kommutatormotor ist, sei zuerst unwichtig. Jeder, der drei
Ausgänge des Controllers schaltet zuerst für 120°
die untere Spannung durch (sehe gelbe Linie auf dem Bild), dann
für 60° schaltet er ab (Linie geht langsam nach oben),
um wieder für 120° die obere Spannung durchzuschalten,
um anschließend wieder für 60° in die Ruhestellung
zu gehen.
Da die drei Phasen um 120°
versetzt sind ergeben sich doch über die 360° sechs
unterschiedliche Wicklungsansteuerungen.
Die Phasen A, B, C geben mit
120 Grad Versatz die Akkuspannung auf den BL-Motor weiter, wie
sich in einer 3-Phasen-Ansteuerung gehört. Das sieht folgend
aus: (Bitte klicke auf das Bild, wenn Du reinzoomen willst)
Das folgende Bild zeigt die Wicklungsströme
in unserem 3-Phasen Dreieck, also A-B, B-C, und C-A. Wir sehen
hier, dass die Ströme, somit auch die magnetische Kraft
einem Sinussignal schon sehr ähnlich aussehen. Das ist gut
so, da eine sinusoidale Ansteuerung das Optimum darstellt.
3-Phasen
2-Pol Innenläufer
Das hier dargestellte Prinzip
wird in einem 2-Pol BL-Innenläufer angewandt. Ein magnetisches
Feld dreht in einem Stator. Die Spulen des Stators sind außen
angebracht. Innen rotiert der Magnet. Der N-S-Magnet folgt dem
Feld. Somit ist die Drehzahl der Motorachse der Drehzahl des
Feldes gleich. Da der Durchmesser des Magnetes nicht sehr groß
ist (meistens 10-20 mm) ist der Radius klein (5-10 mm)
und somit auch der Hebelarm.
Da der Radius klein ist, so ist
auch der Umfang 2*PI*r klein, wie auch die Zylinderfläche
A=Umfang*Rotorlänge. Da wir, auch bei Neodym-Magneten, eine
begrenzte magnetische Flussdichte zur verfügung haben, sind
die Kräfte wegen der kleinen Fläche auch klein.
Hier eine kurze Berechnung für
ein 200 W Innenläufer:
Da die meisten 2-Pol Brushless
Modellmotoren eine Luftspaltwicklung haben, ist die Magnetische
Induktion im Luftspalt kleiner als 1 Tesla, ca 0,8T und somit
auch die Kraft pro cm^2. Da die magnetische Induktion B
mit Quadrat in die Gleichung reingeht, ist die Kraft pro cm^2
nur 0,8^2 der magnetischen Induktion in Statorwiklungen.
F = A x 4
B ^ 2 = A * 2,56 N
Nur maximal 65% der Umfangsfläche
mit Spulen/Magneten belegt wird, gehen wir im Weiteren von nur
0,65 x 2,56 N/cm2 = 1,66
N/cm2 aus. Bei einem
Innenläufer mit 18 mm Magnetdurchmesser und 20 mm Magnetlänge
beträgt diese Fläche
A = PI*D*h
= 11,3 cm2
Die Kraft im Luftspalt liegt
also bei
F x A = 18,8
N
Das Drehmoment, das der Motor
mit 9 mm Magnetradius hervorzubringen imstande ist, beziffert
sich damit auf
M = F x r
= 18,8 N x 0,009 m = 0,17 Nm
Die Leistung ist dann bei 50.000
rpm
P = 2 * PI * M * rpm /60 = 886
W
Angenommen soll eine 14x8 LS
mit dem n100w=4240 Kennwert angetrieben werden. Bei 886
W dreht die LS mit 8773 upm. Um die, schon sehr hoch angenommene
Drehzahl von 50.000 auf 8773 upm zu bringen brauchen wir ein
5.7:1 Getriebe. Mit dem Getriebeverhältnis
steigt dann auch das Drehmoment auf 5,7*0,17=0,97 N
an.
Drehmoment
bei Torquemax LRK350-20
Die vom magnetisierten Statorpol
auf die Magnetenglocke ausgeübte Kraft F ist der magnetischen
Flussdichte B und der Zylinderfläche A proportional und
beträgt
F = A x 4
B ^ 2
Bei einem für die Neodymmagnete
angenommenen B = 1 T würde die Kraft bei 4 N/cm2 liegen.
Da jedoch maximal 65% der Umfangsfläche mit Statoren/Magneten
belegt wird, gehen wir im Weiteren von nur 0,65 x 4 N/cm2 = 2,6 N/cm2 aus. Bei einem Aussenläufer mit
35 mm Rotordurchmesser und 20 mm Magnetlänge beträgt
die Glockenfläche
A = PI*D*h
= 22 cm2
Die Kraft im Luftspalt liegt
also bei
F x A = 57
N
Das Drehmoment, das der Motor
mit 35 mm Rotordurchmesser hervorzubringen imstande ist, beziffert
sich damit auf
M = F x D/2
= 57 N x 0,035 m /2 = 1 Nm
Dieses Drehmoment ist 6 mal größer, als bei unseren Innenläufer. Somit,
aus der Sicht des Drehmoments, braucht der Torquemax kein Getriebe
und kann die gleiche LS 14x8 direkt antreiben (sehe Messungen
an LRK350-20-15 -13 oder -11w).
Drehzahl
bei Torquemax
Phase A
Auf dem Bild ist die oberste
Wicklung gerade bestromt (Phase A in 3-Phasen-System) und der
S-Pol radial angezogen. Es gibt keine tangentiale Kraft. Er wird
nicht nach links oder rechts gezogen. Die Magnetenglocke befindet
sich in Kräftegleichstand.
Phase A/B - 60° nach rechts.
Jetzt wird die Wicklung auf der
3-Nut bestromt. Da wir jede zweite Nut in dem 12-nutigen Stator
bewickelt haben, hat sich das Feld um 360/6 = 60° nach rechts gedreht. Wir haben 14 Magnete in die Glocke
eingeklebt. Es sind 7 Polpaare über die 360° verteilt.
Der am nächstem stehende S-Pol befindet sich aber in einer
nicht passenden Stellung bei 360/7=51,42°
(sehe Bild). Dieser S-Pol wird durch unsere bestromte
Nut angezogen und dreht sich nach rechts bis zu Kräftegleichstand
um den Winkelbetrag von
Delta phi
= 360/6 - 360/7 = 360/42 = 8,57°
Das ist der
Punkt! Das Feld hat sich um 360/6=60° gedreht und die Glocke
um nur 360/42=8,57°, 7 mal langsamer.
Dreht sich das Feld
360° während eines kompletten 3-Phasen Zyklus, dann
folgt die Glocke nur um 360/7=51,43° dem Feld. |
Das
war eine bildliche Erklärung, nun ein Bisschen Mathematik:
Der LRK ist ein besonderer Motor
(jeder zweite Zahn bewickelt). Die Anzahl der Polpaare muss um
1 größer, oder kleiner sein als die Anzahl der bewickelten
Nuten. In unserem Fall 6 bewickelte Nuten und 7 Polpaare. Algemein,
um die langsame Drehung zu erreichen, müssen die Polpaare
einer Gleichung genügen:
k=1,2,3,4,...
bei unseren LRK k=1
Bewickelte-Nuten
= 6 * k = 6
Statornuten
(alle) = 12 * k = 12
Magneten-Polpaare
= 6 * k +/- 1 = 7
Magnetenzahl
= 2 * Polpaare = 14
Drehzahluntersetzung
= 1 / Polpaare = 1 / 7
Animation
des drehenden 14-Pol Aussenläufer
Um diese Drehzahluntersetzung
sich anzuschauen, habe ich eine Animation vorbereitet. Die Spulen
stellen die bestromten Nuten dar. Die Magnetenglocke dreht sich
tatsächlich 7
mal langsamer. Der Nordpol
wird immer blau und der Südpol rot gezeichnet. Schau Dir
zuerst für einige Sekunden einen einzigen roten Magneten
an. Erst dann schau Dir die bestromten Spulen an.
In der Praxis:
Das 3-Phasen-Feld rotiert mit
z.B. n=42.000 rpm, die Magnetenglocke (der Propeller) mit n /
7 = 6.000rpm.
Fazit:
1. Das Drehmoment
bei einem Aussenläufer ist um Faktoren größer:
Verhältnis der Luftspalt-Durchmesser zum Quadrat, verglichen
mit Innenläufern, in der Praxis 4 bis 8 mal größer.
2. Durch die
7 zu 6 Anzahl der anziehenden Pole, rotiert die Magnetenglocke
7 mal langsammer als das magnetische Feld.
zurück
zu LRK-Hauptseite |