Auszug aus dem elektroModell 2/2001,
ins HTML übersetzt von Peter Rother, Aug.2001
Ludwig Retzbach
Bei Gleichstromelektromotoren
ist immer wieder von "Timing" die Rede. Bei der modernen
bürsten- und sensorlosen Motortechnik taucht der Begriff
hingegen im Zusammenhang mit dem Controller auf. Was hat es damit
auf sich?
Klar, Timing
kommt von "time". Bei den RC-Car-Fahrern dient Timing
dazu, die Rundenzeiten auf die vorhandene Batteriekapazität
bzw. Akkuspannung (fein-) abzustimmen. Bei einem ideal getimten
Auto reicht der "Saft" exakt bis zum Überfahren
der Ziellinie. Timing beeinflusst also den Stromverbrauch und
damit letztlich auch die Motorleistung. Dies geschieht durch
Verdrehen des Bürstenträgers entgegen der Laufrichtung
und hat einen positiven Nebeneffekt: Richtig dosiert, kompensiert
das Timing die sog. Ankerrückwirkung, jene durch den Ankerstrom
verursachte Verdrehung des magnetischen Feldes. Der Kommutierungszeitpunkt
wird damit nach vorne korrigiert. Somit funkt es weniger und
der Kollektorverschleiß wird reduziert. Der Winkel, um
den das hintere Lagerschild gegen die Laufrichtung verdreht werden
muss, hängt vom verursachenden Ankerstrom ab und kann daher
bei herkömmlichen Motoren nur "über den Daumen"
eingestellt werden, da sich der Strom ja ständig ändert.
Im Allgemeinen wird diese Vorkommutierung
sogar etwas übertrieben und kommt damit einer Art "Frühzündung"
gleich. Das heißt, die einzelnen Spulen werden etwas früher
ein- und ausgeschaltet, als dies ihrem geometrischen Drehwinkel
entspricht. Und selbst dies macht Sinn, weil Motorspulen letztlich
Induktivitäten darstellen, bei denen der Strom nicht unmittelbar
an die anliegende Spannung gekettet ist, sondern verzögert
einsetzt und dafür beim Abschalten noch nachfließt.
Äußerlich erkennbarer Effekt
einer überzogenen "Frühzündung" ist
die Erhöhung des Motorstroms. Doch während sonst die
Stromzunahme bei Elektromotoren stets dem Drehmoment zugute kommt,
bewirkt sie hier einen Drehzahlanstieg. Wie kann das sein?
Ein stark vorgetimter Motor wirkt wie
ein Transformator mit nur einer Wicklung, die zwei Anzapfungen
trägt. Diese wandern mit zunehmender "Frühzündung"
immer mehr nach innen. Dadurch wird die an den Kohlen anliegende
Spannung Ub nur noch an einen Teil der Wicklung gelegt. Bezogen
auf die Gesamtwicklung kommt dies einer Hochtransformation der
Betriebsspannung gleich. Dies ist der Grund für die Drehzahlzunahme.
Nach dem Energieerhaltungssatz muss daher auch der Motorstrom
IM ansteigen.
Und beim
Brushless ...?
Bürsten- und sensorlose Motoren sind zweifach im Vorteil:
Die (die Kommutierung beeinflussende) Induktionsspannung folgt
zumindest teilweise der Feldverschiebung; erledigt sich somit
zu einem gewissen Teil automatisch. Zudem lässt sich der
exakte Zeitpunkt nun nicht nur einmalig einstellen, sondern kontinuierlich
während des Betriebs nachführen. Als beeinflussende
Größen gelten primär der Motorstrom und die Drehzahl.
Doch gerade mit der internen (Puls-)Strommessung hat der Großteil
der Entwickler so seine liebe Not.
Diesen sich ständig verändernden
Stromwert mit geeigneten Mitteln aufzuspüren und sekundenbruchteilgenau
in eine exakt definierte Regelgröße umzusetzen, na
ja, daran wird bei den meisten Herstellern noch gearbeitet. Und
wer das Problem schlussendlich gelöst zu haben glaubt, wird
es vielleicht lieber erst seinem Frisör denn einem Modell-Redakteur
erzählen.
Viele Controller arbeiten mit einem
nach wie vor fest eingestellten, oft ziemlich frühen Timing.
Werte von ca. 30° gelten als beliebt, weil sich dann das
Timing schön an die vorausgehende Phase anhängen lässt.
Diese Motoren langen beim Strom ordentlich zu, bringen ein sattes
Plus an Drehzahl und verschenken damit zwangsläufig wertvolles
Drehmoment, was letztlich - vor allem im getakteten Betrieb -auch
einige Prozentpunkte Wirkungsgrad kostet.
Daher gehen die Ingenieure mehr und
mehr dazu über, die imaginären Bürstenträger
verdrehbar, das Timing also wieder variabel zu gestalten. Auch
werden den Strom indirekt beeinflussende Größen wie
die Kanalimpulslänge (=Stellung des "Gas"-Knüppels)
zur Variation des "Zündzeitpunkts" herangezogen.
Wie sich ein etwas zurückgenommenes
Timing auswirkt, sei an hand des Lehner-Controllers LMT 3060
demonstriert, bei dem der Kunde das Timing selbst über eine
PC-Schnittstelle verändern kann. Der Beispielmotor wurde
bei einer Motorspannung von 18 V betrieben. Gemessen wurde der
interessante Strom bereich von 15 bis 45 A.
Der HTML-Ersteller hat auch einen
LRK350-20, diesmal mit drehender Welle erstellt und ist begeister,
wie gut der Motor dreht.
LRK350-20-15.html |