Schränkung (aerodynamisch)
Quadroflap Flügel
Jetzt unterhalten wir uns über Klappenflügel: Da sieht die
Geschichte etwas anders aus, weil wir ständig die Klappenausschläge
im Auge behalten müssen. Die verändern so ziemlich alles. Wir
können die geamte Endleiste bewegen und das ist ein gewaltiger Unterschied,
was die gesamte Flügelauslegung betrifft.
Wölbklappen- und Querruderstellungen
Wir schauen uns den Langsamflug eines Quadroflapmodells an, also irgendeine
F3B, F3J oder F3B Kiste: Die Wölbklappen innen stehen wegen des Abreißverhaltens
immer tiefer als die Querruder, wenn man Flaps setzt. Ja, den Unterschied
merkt man, stellt die mal Querruder und Wölbklappen auf dieselbe
Stellung!
- Es wäre gut, wenn die Auftriebsverteilung genau dann elliptisch
ist, wenn im
Langsamflug (=positive Stellung, Klappen abgesenkt) die Wölbklappe
mehr
ausgeschlagen werden muß als das Querruder.
Weiter geht es, indem wir so tun, als hätten wir keine Klappen im
Flügel: Das Abreißverhalten sollte in allen Lagen gut sein,
egal, ob wir langsam sind oder rumheizen, bis der Nachbar anfängt
Bunker zu bauen. Ein kleiner Ansporn, noch ein wenig tiefer und schneller
zu fliegen, ich weiß. Der Schnellflug verlangt leider, daß
wir auf eine Verwindung verzichten. Was bleibt dann nur? Der Flügel
muß eine überelliptische
Tiefenverteilung haben, damit auch ohne Klappen jederzeit ein einwandfreies
Abreißverhalten erzielt wird
- Die Tiefenverteilung soll wegen des Abreißverhaltens (ohne Klappeneinsatz)
überelliptisch sein.
Wir haben also zwei Forderungen aus Erfahrung gewonnen und wenn nicht,
empfehle ich den Nachbau des Tempus
und ein paar Hochstarts, spätestens danach sollten wir uns einig
sein, daß das eine gute Idee ist. Diese beiden Punkte übernehmen
wir jetzt als Forderung in unser Rechenbeispiel.
Rechenbeispiel Quadroflapflügel
Wir betrachten den Langsamflug. Warum haben wir einen Klappenflügel?
Weil ein Profil mit Klappe im Schnellflug wenig cw aufweist und zugleich
im Langsamflug viel ca liefert. Geil, das wollten wir schon immer haben!
Jetzt klärt mich bitte mal auf, denn jetzt wird es unlogisch: Ich
habe inzwischen hunderte (!!!) Besitzer von Quadroflapmodellen gesehen,
die nie, nichtmal bei supersoften Bedingungen die Wölbklappen einsetzen!!!!
Ersatzweise hat der Flügel ein RG-15 drauf... Na gut, ich lasse das
mal so stehen.
Sinn eines Klappenflügels ist einzig und allein, daß die Wölbklappe
im Langsamflug nach unten ausgeschlagen werden sollte. Der Profil cw reduziert
sich nämlich dadurch! Klar, der induzierte Widerstand (cwi) steigt
im Quadrat, aber wir wollen ja langsam fliegen und nicht schnell. Aber
damit der cwi nur im Quadrat mit ca steigt (und nicht mehr), sollten wir
tunlichst eine elliptische Auftriebsverteilung erzeugen.
Kurzer Flashback: Wir brauchen ja auch noch unseren Schränkungssprung
im Flügel, nicht nur den positiven Wölbklappenausschlag. *grübel*
Hm, der Flügel hat ja eine "überelliptische" Tiefenverteilung...
*grusel* (wegen cwi im Langsamflug)
HALT!!!!!
Erstmals in diesem komisch beknackten Leben fällt der Torwart beim
Elfmeterschießen ohnmächtig um, haben wir den 6er im Lotto
gewonnen und werden nicht anschließend vom Blitz getroffen!!!
Wie paßt das alles zusammen??? Dank der normalerweise bis aufs Blut
bekämpften überelliptischen Auftriebsverteilung paßt auf
einmal alles! Innen fehlt ja etwas Auftrieb und den erzeugen die Wölbklappen
aufgrund ihres größeren Ausschlages gegenüber den Querrudern!
Und schon haben wir die Ellipse genau so und genau da, wo wir sie brauchen:
Im Langsamflug mit gesetzten Wölbklappen!!! *hüpf* *spring wie
wild*
JOA, WOOOOOOOAAAAAAAAAHHHNNNNNNNNSSSSSSIIIIIIIIINNNNNNNNNN!!!!
Wer es nicht verstanden hat, nochmal in Ruhe durchlesen! Das ist der
Knackpunkt!
Bild 2: Der Flügel aus Bild 1 mit WK=+5°
QR=+3° |
Also ist das "alte" Problem mit der Optimierung der Auftriebsverteilung
nicht mehr gegeben! Schaut das Bild an, nahezu perfekt elliptisch! Und
dabei:
- Wölbklappe +5,0°
- Querruder: +3,0°
Eine aerodynamische Schränkung oder Verwindung macht bei uns also
kaum Sinn!!! Die Wölbklappen und Querruder regeln die Einzelheiten!
Und gnade euch Gott, wenn ihr als Besitzer eines Quadroflapmodells nicht
ab jetzt immer mit einem fetten Grinsen
durch die Welt lauft!!!!
Fazit: Deswegen sind also diese konstant verwindungslos durchprofilierten
Modelle einfach gut ausgelegt! Hier macht eine aerodynamische Schränkung
ohne Verwindung wenig Sinn, weil wir sonst nicht die überelliptische
Basisverteilung erreichen können, die uns alles das ermöglicht,
was wir uns erträumen!
Es gibt ein paar ganz wenige Leute, die schränken auch F3B Modelle
der geschilderten Art. Laßt sie das tun, sie hoffen ein oder zwei
Promille herauszukitzeln und tun das manchmal auch mit Erfolg. Der Erfolg
besteht aus einer exzellenten Hochstartwinde, einem gutem Team und vielen
noch besseren Hochstartseilen. Aber gewonnen hat noch niemand deswegen.
In der Summe sind die Verluste in den allermeisten Fällen größer
als die erhofften Gewinne.
© Hartmut Siegmann 2000
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