Profil HS-606

HS 606
Datenblatt
[%] 2,487
fx [%] 55,9
[%] 8,817
dx [%] 29,4
rLE [%] 0,682
ΔΘTE [°] 4,88
cm0 [-] -0,0876
a0 [°] -3,2357
∂ca⁄∂a 6,6724
Datum 03.09.01
Profilplot
  • Profilkoordinaten
  • Abbildung Profil
  • CP Plot
  • Widerstandspolare
  • Widerstandspolare
  • Widerstandspolare

Eine vergleichende Betrachtung

Das Profil ist eine Entwicklung von mir aus dem Sommer 2001. Wir starten mit einer etwas detaillierteren Betrachtung, damit die Vor- und Nachteile dieser Konzeption im Vergleich zu MH-32 und S2046 deutlich werden. Wer noch nie eine Polare gesehen hat, kann sich die Lektüre dieses Artikel hier sparen, weil das Voraussetzung zum Verständnis der Thematik ist. Arbeitshypothese: Das HS-606 hat einen sehr breiten Einsatzbereich und ist deswegen für viele Anwendungen besser geeignet als ein HQ/W 2,5/9 oder MH-32! Nimm es einfach und Du wirst glücklich. Smiley Nunja, das kann ich nicht ganz versprechen, weil ich das HS-606 erst selbst noch testen muß.

Um was geht es hier? Ein typisches MH-32 F3J-Modell, welches mit dem HS-606 ausgestattet würde, hätte folgende Eigenschaften: 1. besseres Gleiten, 2. geringeres Sinken, 3. würde im Schnellflug vom MH-32 versägt werden! Um die HQs brauchen wir uns derweil nicht kümmern, der cw-Einbruch unter ca=0,2 enthebt uns jeglicher Sorge um die Konkurrenz von dieser Seite. Was erkennen wir? Die MH-32 Flieger funktionieren, weil sie leicht sind und das Profil zugleich einen geringen Widerstandsbeiwert insbesondere im Schnellflug aufweist! Das MH-32 ist eigentlich ein Pylonprofil. Wir drehen den Spieß um und sagen: Ein Profil mit besserer Steigleistung als das MH-32 kann sich locker eine etwas höhere Flächenbelastung leisten. Auf deutsch gesagt: die Sinkleistung bleibt dieselbe, trotz höherer Flächenbelastung und die Schnellflugleistung holen wir über die höhere Flächenbelastung. Zwei Wege, ein Ziel: die Konkurrenz versägen! Smiley

 

HS-606 gegen den Rest der Welt!

Da mir sonst eh niemand glaubt, habe ich Vergleichspolaren gerechnet, die genau das untermauern, was ich soeben behauptet habe. Ich habe mir speziell zwei Vergleiche herausgesucht. Das HS-606 ist sicher kein cw0-Reißer, dafür hat es einen einen so breiten Einsatzbereich, daß es sogar dem Nildelta angesichts dieser Breite die Schamesröte ins Gesicht treiben dürfte. Wo wir gerade beim Thema Selbstbeweihräucherung sind: Die kritische Reynoldszahl des HS-606 liegt sowohl unterhalb des S 2046, als auch unterhalb des HQ/W 2,5/9, aber das sei nur am Rande bemerkt.

Kleine Erinnerung: Wann muß der Profil-cw besonders klein sein? Im Schnellflug, also im Bereich -0,1<ca<0,2. Fein, fein. Dann stürzen wir uns mal auf die Vergleichsrechungen.

Widerstandspolarenvergleich HS606 HQW2.59 S2046

Info: Das HQ/W 2,5/9 mußte für die Rechnungen geglättet werden. Die minimal notwendige Glättung betraf nur wenige Koordinaten, daher die etwas "zackelige" Polare. Damit ist das Profil aber so nah wie irgend möglich an seiner Ausgangsbasis. Darüber hinaus ist zu erwähnen, daß das S2046 aus dem HQ 2,5/9 entwickelt wurde, indem die Oberseite weitgehend übernommen wurde. Selig wollte die Unterseite optimieren, die beim Original etwas extrem geraten ist (cw-Einbuße). Bei dieser Darstellung in ca=0,1 Schritten kommen die Änderungen nicht so deutlich heraus. Ihm ist aber in der Tat eine Verbesserung im unteren ca-Bereich gelungen, die allerdings vom HS-606 noch unterboten wird, allerdings etwas auf Kosten des oberen ca-Bereichs.

Wie ganz klar zu sehen ist, haben unsere etwa gleich stark gewölbten Kontrahenten deutliche Probleme im unteren ca-Bereich. Schade eigentlich! Genau dort, wo der Profilwiderstand rund 50% Gesamtwiderstandsanteil hat, fahren wir mit angezogener Handbremse... Gut, wir haben mit leichten Nachteilen im mittleren ca-Bereich zu kämpfen, sind aber im Schnellflug und im Langsamflug überlegen.
Warum? Nun, das S2046 hat wie vorhin schon bemerkt eine höhere kritische Reynoldszahl. Anders gesagt: Die Blasen im Außenflügel fallen größer als beim HS-606 aus. Das bewirkt einen Widerstandsanstieg, den dieser alte Eppler nicht rechnen kann. Nur Messungen können hier Klarheit bringen, wer wirklich die Nase vorne hat. Es ist durchaus möglich, daß hier Gleichstand herrscht. In jedem Fall ist das S2046 im Langsamflug ein harter Konkurrent, den es aber im Schnellflug ebenso schnell verbläst.

Was man aber an diesem Bild deutlich in der Polare bei Re=800.000 erkennt: Die breiteste Laminardelle und den zugleich größten Widerstand über einen breiten Auftriebsbereich hat das HS-606. Das HQ/W 2,5/9 glänzt zwar mit netten cw-Werten im mittleren ca-Bereich, hat allerdings die Schnellflugtauglichkeit einer halbvollen Mülltonne sowie die Langsamflugleistung einer toten Krähe! Smiley Nein, keine Lästerei an dieser Stelle, nur eine kleine Regel:

Ein breiter Einsatzbereich kostet Widerstand!

So ist das nunmal im Leben. Wer den cw optimiert, sündigt bei der Breite des Einsatzbereiches und so ist der Vergleich Mig-29 mit der F-15 zu verstehen: Wenn es die absolut überlegene Bordelektronik nicht gäbe, hätten die Amis ziemliche Kopfschmerzen! Es ist immer eine Frage, wo man bereit ist abzugeben. Manchmal ist Geben wirklich seliger denn Nehmen... Smiley

Es ist also eine Frage, was die eigentliche Problemstellung zum Beispiel bei F3J ist. Das geringste Sinken, klar, aber eben auch die taktische Performance. Und da ist das MH-32 verdammt gut, ohne Frage. Bei hoher Flächenbelastung wird es aber auch ganz schnell extrem mies, was die Sinkleistung betrifft. Und genau hier greift das HS-606 Konzept, die Leistungen gehen eben nicht gleich in den Keller, wie man in der Polare sieht. Deswegen ist das HQ 2,5/9 ja nach wie vor sehr beliebt bei Freizeitpiloten und das HS-606 folgt dieser Konzeption in Teilen, aber tut eben mehr, indem in einem ganz erheblich breiteren ca-Bereich Leistung abgerufen werden kann.

 

MH 32 vs. ...

Kommen wir zu dem Vergleich schlechthin, der alle interessiert: Meister aller Klassen (MH 32) gegen ja, gegen wen eigentlich?! Gegen irgendwas, was auf den ersten Blick gar nicht so gut aussieht, zumindest beim ersten Blick in die Polare...

Widerstandspolare HS606 vs. MH32

Zuerst: Was bei der 800.000er Polare auffällt (Speedflug), ist das etwas höhere camax, vielleicht ca=0,1 größer. Das sieht nicht nach viel aus, ist es aber, wenn man bedenkt, daß man vom camax üblicherweise 0,3..0,1 entfernt fliegt. Sprich: Im Langsamflug ist man wegen des Abreißverhaltens bei dem einen Modell mit ca=0,8 unterwegs, während das andere mit ca=0,9 fliegt! Das ist ein ganz erheblicher Unterschied, der sich sehr deutlich in der Sinkleistung widerspiegelt.

Das MH-32 verliert etwas im Bereich des besten Gleitens und recht deutlich beim geringsten Sinken. Im mittleren ca-Bereich weiß es cw-mäßig zu glänzen, aber im Schnellflug nähern wir uns wieder ganz deutlich an! Wir haben unsere Stärken ganz klar im Langsamflug, obwohl sich die Nachteile des MH-32 erstaunlich in Grenzen halten, wenn man die aus dem Pylon stammende Profilunterseite berücksichtigt. Das MH-32 ist also unser härtester Konkurrent, keine Frage. Wir haben eine Ecke mehr camax, erkaufen uns den Vorteil aber durch Widerstandseinbußen im mittleren ca-Bereich, wo das MH-32 die extrem lange laminare Laufstrecke auf der Profilunterseite ausspielt. In dem Moment, wo der Vorteil weg ist, liegen wir wieder gleichauf (ca=0,0). Wenn es in den Rückenflug geht, ziehen wir das MH-32 komplett ab, hier rächt sich dann gnadenlos die nahezu gerade Profilunterseite. Aber auch wir werden dank der 2,5% Wölbung nur begrenzt Freude haben, was den Rückenflug betrifft.

 

Sonstiges

Welche Klappentiefe beim HS-606 optimal ist? Alles zwischen 20% und 40% passt, dank des weichen Hauptdruckanstiegs auf Ober- und Unterseite. Reden wir also von etwas Anderem. Dem MH-32 ist es in Sachen Klappen leicht überlegen, was vor allem auf den höheren Schließungsanteil (Endleistenwinkel spitzer) sowie die Gestaltung des Hauptdruckanstiegs auf der Profilunterseite zurückzuführen ist.

Fazit: Das Profil hat sich bei niedrigen Re-Zahlen sehr gut bewährt.