Kommentar
Eigentlich will ich die Modelle in der F3 Database nicht kommentieren,
eigentlich... Hier
mache ich aber eine Ausnahme, weil dieses das Modell ist, mit dem
wir, das heißt Uli, Eckhard (mein Bruder) und meine Wenigkeit
viele Jahre Thermik geflogen sind. Das hat natürlich unseren
Flugstil geprägt, der sich auch in meinen neueren Entwürfen
wiederfinden läßt.
Mit
diesem Modelltyp haben wir drei unsere ersten richtigen Erfolge
im freien Thermikflug (Fun), wie auch auf F3B-E und später
F3J Wettbewerben gehabt. Wir sind mit diesem Modell viele Jahre
geflogen, auch als es gegenüber anderen Designs bereits veraltet
und überholt war. Trotzdem konnten wir die F3B und ersten F3J
Flieger regelmäßig in der Thermik platt machen, obwohl
wir technisch betrachtet keine Chance hätten haben dürfen.
Nur wenn nichts ging, hatten wir Probleme. Sobald sich irgendwo
ein Bärtchen auftat, waren wir weg, richtig weg. Es gehörte
zum guten Ton, daß wir nach dem Start jeweils die geringste
und am Ende eines jeden F3J Durchgangs die größte Höhe
hatten und diese dann rabiat abbauten, bis das Pendelhöhenruder
anfing zu rattern, eine Spezialität Ulis, das jahrelang und
absturzfrei zu zelebrieren.
Gewonnen
haben wir trotzdem nur manchmal, weil der Start zu langsam ist und
war (9-14s bei 150m) und die Kiste im Endanflug etwas zu träge
ist, um immer optimal punkten zu können. Die Landung darf auch
nicht zu hart sein, sonst gibt es Risse in der vorderen Seitenleitwerksnaht,
mit entsprechender Drehweichheit anschließend. Wir reden hier
über wirklich harten Flugeinsatz. Bei normalen GFK Rümpfen
wäre schon einiges anderes kaputt gegangen als nur eine kleine
Naht aufgerissen! An windigen Thermik- oder Rückraumtagen (ab
4Bft aufwärts) hört der Spaß trotz des hohen Gewichtes
recht früh auf, wenn die F3Bler erst so richtig in Fahrt kommen,
ein Tribut an das Profil würde ich mal sagen.
Das
Erstaunliche ist trotz alledem, daß die Kiste mit knapp 3kg
und ihrem dicken Profil trotzdem einen sehr passablen Thermikflieger
abgibt, nirgendwo herausragend, wirklich nicht, aber vielleicht
gerade deswegen so verdammt gut. In den Alpen genauso wie im Flachland.
Die
Spezialdisziplin mit diesem Modell ist nach wie vor das "Lügen",
also das Obenbleiben in Bodennähe, trotz nicht wirklich erkennbarer
Thermik. Man kann auch in 5m Höhe noch erfolgreich rumkrebsen,
eine Sache, die wir immer noch nicht ganz verstehen, bei fast 3kg
Fluggewicht. Da sind wir nicht die einzigen, andere Piloten wollten
es nicht glauben, dann mußten sie's und waren um eine Kiste
Bier ärmer. Bei einer F3J-Maschine mit 2kg und Wölbklappen
ist alles klar, aber mit fast 50g/dm² Flächenbelastung
und ohne Wölbklappen nicht mehr. Uli hat zum Beispiel in Laucha
(DM '95) demonstriert, daß ein Seilriß und anschließender
Absaufer auf 5m Höhe bei 5 noch zu fliegenden Minuten keinen
Hinderungsgrund darstellen, die Konkurrenz nachhaltig zu versägen.
Für
heutige Verhältnisse ist das Modell wohl als zu träge,
zu langsam zu bezeichnen. Oder einfach veraltet. Die neueste Generation
von F3J Fegern, die ja auch die großen F3J Schlachtschiffe
britischer Provinienz endgültig verdrängt haben, machen
dieses Modell zu einer kleinen Antiquität der Lüfte, das
aber wie jeder Amigo seit Jahren und Jahrzehnten dem sogenannten
Fortschritt trotzt und in gewissen Details sicher nach wie vor eines
der besten Designs ist, die es gibt.
Weiter
werde ich versuchen, den Geheimnissen dieses Modells auf die Spur
zu kommen, aber bis dahin werde ich diesen Opa der Lüfte mit
seinen Altersfältchen weiter durch die Lüfte bewegen und
den modernen Maschinchen eine Nase drehen, wenn ich sie in der Thermik
abhänge...
©
Hartmut Siegmann 1999-2000
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