Technische Daten "Cobra T"
Spannweite 3336mm
Rumpflänge 1450mm
Tragflächeninhalt 67,6dm²
Streckung 18,03
Profil HQ3,4/12
Fläche HLW 5,6dm²
Fluggewicht 2900g
Flächenbelastung 43g/dm²
RC-Funktionen HR, SR, QR, Störklappen

Design: Müller/Müller Tragflächenbau
Bildquelle: Katalog Tragflächenbau Müller

 


Kommentar
Eigentlich will ich die Modelle in der F3 Database nicht kommentieren, eigentlich... Hier mache ich aber eine Ausnahme, weil dieses das Modell ist, mit dem wir, das heißt Uli, Eckhard (mein Bruder) und meine Wenigkeit viele Jahre Thermik geflogen sind. Das hat natürlich unseren Flugstil geprägt, der sich auch in meinen neueren Entwürfen wiederfinden läßt.

Mit diesem Modelltyp haben wir drei unsere ersten richtigen Erfolge im freien Thermikflug (Fun), wie auch auf F3B-E und später F3J Wettbewerben gehabt. Wir sind mit diesem Modell viele Jahre geflogen, auch als es gegenüber anderen Designs bereits veraltet und überholt war. Trotzdem konnten wir die F3B und ersten F3J Flieger regelmäßig in der Thermik platt machen, obwohl wir technisch betrachtet keine Chance hätten haben dürfen. Nur wenn nichts ging, hatten wir Probleme. Sobald sich irgendwo ein Bärtchen auftat, waren wir weg, richtig weg. Es gehörte zum guten Ton, daß wir nach dem Start jeweils die geringste und am Ende eines jeden F3J Durchgangs die größte Höhe hatten und diese dann rabiat abbauten, bis das Pendelhöhenruder anfing zu rattern, eine Spezialität Ulis, das jahrelang und absturzfrei zu zelebrieren.

Gewonnen haben wir trotzdem nur manchmal, weil der Start zu langsam ist und war (9-14s bei 150m) und die Kiste im Endanflug etwas zu träge ist, um immer optimal punkten zu können. Die Landung darf auch nicht zu hart sein, sonst gibt es Risse in der vorderen Seitenleitwerksnaht, mit entsprechender Drehweichheit anschließend. Wir reden hier über wirklich harten Flugeinsatz. Bei normalen GFK Rümpfen wäre schon einiges anderes kaputt gegangen als nur eine kleine Naht aufgerissen! An windigen Thermik- oder Rückraumtagen (ab 4Bft aufwärts) hört der Spaß trotz des hohen Gewichtes recht früh auf, wenn die F3Bler erst so richtig in Fahrt kommen, ein Tribut an das Profil würde ich mal sagen.

Das Erstaunliche ist trotz alledem, daß die Kiste mit knapp 3kg und ihrem dicken Profil trotzdem einen sehr passablen Thermikflieger abgibt, nirgendwo herausragend, wirklich nicht, aber vielleicht gerade deswegen so verdammt gut. In den Alpen genauso wie im Flachland.

Die Spezialdisziplin mit diesem Modell ist nach wie vor das "Lügen", also das Obenbleiben in Bodennähe, trotz nicht wirklich erkennbarer Thermik. Man kann auch in 5m Höhe noch erfolgreich rumkrebsen, eine Sache, die wir immer noch nicht ganz verstehen, bei fast 3kg Fluggewicht. Da sind wir nicht die einzigen, andere Piloten wollten es nicht glauben, dann mußten sie's und waren um eine Kiste Bier ärmer. Bei einer F3J-Maschine mit 2kg und Wölbklappen ist alles klar, aber mit fast 50g/dm² Flächenbelastung und ohne Wölbklappen nicht mehr. Uli hat zum Beispiel in Laucha (DM '95) demonstriert, daß ein Seilriß und anschließender Absaufer auf 5m Höhe bei 5 noch zu fliegenden Minuten keinen Hinderungsgrund darstellen, die Konkurrenz nachhaltig zu versägen.

Für heutige Verhältnisse ist das Modell wohl als zu träge, zu langsam zu bezeichnen. Oder einfach veraltet. Die neueste Generation von F3J Fegern, die ja auch die großen F3J Schlachtschiffe britischer Provinienz endgültig verdrängt haben, machen dieses Modell zu einer kleinen Antiquität der Lüfte, das aber wie jeder Amigo seit Jahren und Jahrzehnten dem sogenannten Fortschritt trotzt und in gewissen Details sicher nach wie vor eines der besten Designs ist, die es gibt.

Weiter werde ich versuchen, den Geheimnissen dieses Modells auf die Spur zu kommen, aber bis dahin werde ich diesen Opa der Lüfte mit seinen Altersfältchen weiter durch die Lüfte bewegen und den modernen Maschinchen eine Nase drehen, wenn ich sie in der Thermik abhänge...

 

© Hartmut Siegmann 1999-2000